Vorherige Seite

Nächste Seite

I

Informationsübertragung

Wenn in einem multiplen Menschen ein Wechsel zwischen verschiedenen Innenpersonen stattfindet, geht (im einfachsten Fall) eine nach innen und eine andere kommt heraus.

Solange es noch keinen sicheren Ort gibt und auch ansonsten die Innis noch nichts darüber wissen, daß es noch Andere innen gibt, kommt es dadurch zu Zeitverlusten - die gerade herausgekommene Person weiß nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist (was von Minuten bis zu Jahren gehen kann - es gibt da kein zeitliches Limit).

In einem stabilen System kann man das viel besser organisieren. Wenn ein sicherer Ort existiert, kann man einen "Übergangsort" erschaffen, an dem sich die beiden Wechselnden treffen. Hier können sie sich nun die Informationen darüber, was außen geschehen ist, austauschen.

Die Art der Informationsübertragung ist dabei völlig beliebig. Hier ein paar Beispiele dazu:

Das sollen auch nur Beispiele sein. Wie Du das in Deinem System lösen möchtest, bleibt ganz Dir überlassen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, es kommt immer nur darauf an, daß es etwas ist, was für Dich/Euch am besten funktioniert.

Noch problematischer ist es für Multis, bei denen ständig eine ganze Gruppe Innis draußen ist und immer nur einzelne davon wechseln. Wenn diese nach innen geht, kann sie zwar weiterreichen, was bis dahin passiert ist, bekommt aber nicht mit, was den Anderen draußen während der Ablösezeit passiert.

In solchen Fällen ist es besonders wichtig, sich eine gute Lösung zu überlegen, wie man den Informationsfluß so organisiert, daß möglichst alle immer auf dem Laufenden sind.

(Siehe auch "Erinnerungsspeicher", "Datenbank")

Innenpersonen

Jeder multiple Mensch besteht immer aus einer Anzahl Innenpersonen und meistens einem Host sowie anderen möglichen Anteilen (der innere Kern, die oberste Instanz etc.). (Im Folgenden wird von dem häufigeren Fall ausgegangen, daß es in dem multiplen System einen Host gibt.) Die Innenpersonen sind irgendwann einmal in einer schlimmen Situation entstanden, die der Ursprungsmensch nicht mehr aushalten konnte, so daß ein "neuer Mensch" herkommen mußte, der diese Situation übernimmt. Wenn das geschieht, ist es wie bei einem Neugeborenen: Dieser neue Mensch weiß erstmal gar nichts, hat seinen eigenen Körper, sein eigenes Geschlecht, das anders sein kann als das des Hosts, und ist auch ein ganz eigenständiger Charakter, der, wie bei allen Menschen, durch seine Umgebung und das, was da gerade passiert, stark geprägt wird. Diese neue Person ist genau wie der Host i.d.R. ein vollwertiger Mensch (es sei denn, künstlich erzeugt, siehe Programmierung). Nur der Lernprozeß ist anders als bei einem Neugeborenen. Während ein Baby erst mühsam alle Grundfunktionen erlernen muß, können die Innenpersonen von bereits vorhandenen anderen Innenpersonen Dinge blitzschnell lernen, die diese bereits gelernt haben, wie zum Beispiel sprechen.

Die Innenperson, die in einer schlimmen Situation entstanden ist, "übernimmt" in diesem Augenblick den Außenkörper. Der Host wird nach innen gezogen und in Sicherheit gebracht, er bekommt nun nicht mehr mit, was da außen passiert, fühlt auch keine Schmerzen mehr und auch alle anderen Sinne sind nicht mehr aktiv. Er ist sozusagen "auf Eis" gelegt, wie in einer kryogenischen Kammer eines SF-Films. Die Innenperson, die nun außen ist, bekommt nun alles ab und versucht, mit der Situation fertig zu werden. Ist diese Situation irgendwann einmal vorbei, dann kommt es auch irgendwann wieder zu einem Wechsel, bei dem entweder der Host wieder herauskommt oder eine andere Innenperson. Oder die Situation ist so schlimm, daß sich von der gerade außen befindlichen Innenperson eine weitere abteilt, die dann den weiteren Verlauf der Gewaltsituation übernimmt usw. Wenn beide, Host und Innenpersonen, nichts von der Existenz anderer Innenpersonen wissen, ist ihnen währenddessen einfach "Zeit verloren" gegangen. Sie wissen nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist, können sich nicht erklären, wie sie z.B. plötzlich an diesen Ort gelangt sind.

Jede Innenperson hat normalerweise auch einen eigenen Namen, der sich meist von dem des Hosts unterscheidet und den sie sich oft selbst aussuchen, manchmal ohne es zu wissen. Wenn sie draußen sind, wissen sie dann nicht, warum die Menschen außen sie mit einem ganz anderen Namen anreden, da sie doch ganz anders heißen und wundern sich dann vielleicht oder sagen es auch und werden von außen dann nicht verstanden ("ach, du bist ja verrückt!" usw...). Wenn die Innenpersonen sich der Existenz des multiplen Systems bereits bewußt sind, versuchen sie natürlich alles, um nicht erkannt zu werden, sprechen mit der Stimme des Hosts oder nennen sich nach außen hin genauso, weil die Menschen, die ihnen etwas antun oder die ihnen nicht zuhören, meistens zu ihrem näheren Umfeld gehören (Eltern, Verwandte, Freunde der Familie etc.).

Wichtig ist: Jede Innenperson ist genauso wichtig und ernst zu nehmen wie der Host, denn sie sind wie jeder eigenständige Mensch außen auch ganz normale Personen, die nur anders entstanden sind und deren Denkweise manchmal aufgrund dieses Umstandes anders ist, weil es ihnen an der Lebenserfahrung des Hosts fehlt. Sie sind aber weder minderbemittelt noch minderwertig, kein Alien, kein exotisches Tier oder etwas ähnliches. Wenn Du Dich mit einer Innenperson unterhältst, dann verhalte Dich auch wie immer und behandle sie, wie Du jeden Menschen sonst auch behandelst, denn es SIND ganz normale Menschen mit Gefühlen, Sorgen, Ängsten, Freuden und vielem mehr, was auch andere Menschen ausmacht.

(Es kann natürlich auch Tierpersonen geben, die eigentlich auch Menschen sind, aber die Rolle eines Tieres vollständig übernommen haben, ebenso Fabelwesen.)

Eine Innenperson kann sich auch selbst wieder teilen, nicht nur vom Host bzw. inneren Kern abgespalten werden. Innenpersonen können auch auf unterschiedliche Arten entstehen, zum Beispiel gleichzeitig (siehe Doppelperson) oder kurz nacheinander (siehe Zwillinge) oder durch den Tod einer anderen Innenperson, bei dem i.d.R. aus dieser eine oder mehrere neue entstehen. Eine andere Variante sind die Klone.

Innenpersonen können auch verschiedene Aufgaben im System übernehmen. Siehe dazu unter Arzt, Krankenpfleger, Kinderpfleger, Beobachter, Beschützer, Erinnerungsspeicher, Gefühlsvertreter, Gehirnspezialist, Jäger, Koordinator und viele mehr.

Sie können auch durch die Täter bereits eine Aufgabe nach außen hin bekommen haben, siehe dazu unter Hure.

Innere Helfer

Neben den echten Innenpersonen gibt es auch die Möglichkeit, sich innen zusätzliche Helfer zu beschaffen. Das setzt als erstes natürlich wieder den sicheren Ort voraus. Hier kann man sich auch wünschen, Helfer beliebiger Art zu bekommen, die eine Aufgabe zu bewerkstelligen helfen. Das können zum Beispiel Zwerge sein, die die Jäger unterstützen oder beim Wünsche erfüllen helfen, oder Tiere für einen Streichelzoo. Die Helfer können auch ansprechbare Personen sein. Sie sind aber keine Innenpersonen und zählen daher zum Beispiel auch nicht zu der magischen Zahl hinzu.

Ein Therapeut hat beispielsweise eine neue Person, einen "Weisen" eingesetzt, indem er in einem Holzkästchen übergeben wurde (rein sprachlich, nicht in einem echten Holzkästchen). Dieser Weise hat keine Vergangenheit und ist daher auch nicht in irgendeiner Form belastbar durch Außensituationen. Er kann sowohl als Vermittler wie auch als innerer Helfer sehr viel beitragen, damit es allen besser geht.

Diese Möglichkeit, Personen von außen künstlich "einzusetzen", sollte aber nur mit Vorsicht genutzt werden. Um zu verhindern, daß es Probleme gibt, sollte so ein Holzkästchen nur einer entsprechend vertrauenswürdigen Person übergeben werden. Man definiert nur ein paar äußere Parameter, der Charakter, das Aussehen etc. muß aber die Person kontrollieren, die das Holzkästchen erhält. Ebenso muß diese Person die absolute Kontrolle über die künstlich eingesetzte Person haben, damit im Notfall diese Person wieder entfernt werden kann, wenn es nicht geklappt hat.

Bitte nicht den Fehler machen zu denken, daß diese künstlich eingesetzten Person minderwertiger seien als die normalen Innenpersonen. Sie haben genauso ihre eigenen Gedanken und Gefühle und sind ebenso wichtig zu nehmen wie alle anderen Personen!

Innerer Kern

Es ist schwer, mit Worten zu beschreiben, was der innere Kern ist. Soweit bekannt, hat jeder multiple Mensch diesen inneren Kern, der zum Überleben notwendig ist. Er entsteht bei der ersten Teilung als erstes und versucht, aus dem sterbenden Ursprungskind zu retten, was nur geht und "kopiert" soviel wie möglich in den neu entstehenden Host (sofern es einen gibt).

Der innere Kern ist keine Person. Er ist ab der ersten Teilung vorhanden und erlebt als einziger alle Gewaltsituationen mit. Von ihm werden alle Innenpersonen abgespalten (mit Ausnahme derer, die sich direkt vom Host abspalten), er ist damit die Grundlage, auf der jede Innenperson beruht, eine Gemeinsamkeit zwischen allen Innenpersonen. Was nicht bedeutet, daß alle Innenpersonen gleich wären, aber sie haben alle einen gemeinsamen Ursprung und entwickeln dann ihre eigenen Charakterzüge, genau wie jeder andere Mensch auch.

Sofern vorhanden, steht die magische Zahl bei der ersten Teilung bereits fest. Beträgt diese mehr als ca. 2000-3000 aktive (nicht im Ruhezustand befindliche) Personen, kann der innere Kern zusätzlich von einer Person "umhüllt" werden, die wie eine Innenperson auch nach außen kommen und interagieren kann. Sie "lebt" aber nicht wie die anderen Innenpersonen, sie hat keine Vitalfunktionen in ihrem Körper wie Herzschlag usw., ist aber sehr wohl empfindungsfähig und damit genauso zu behandeln, wie alle anderen Innenpersonen - nämlich als vollwertigen Menschen. Da sie alle Gewaltsituationen kennt, kann sie auch viele Dinge sagen, die selbst die Innenpersonen nicht kennen, die sich im System schon sehr gut auskennen. Sie weiß auch die Dinge, die bereits gestorbene Innenpersonen erlebt haben.

Der Innere Kern kann auch die Entstehung neuer Personen beeinflussen, indem er sie an einen vorher festgelegten Ort im Sicheren Ort bringt.

Innere Systeme

Wie bereits unter Sicherer Ort beschrieben, sind die inneren Systeme Orte, an denen sich alle Innenpersonen und der Host treffen können, wo jeder auch seinen Ort (sein System) für sich allein hat, wenn er möchte, den er auch mit niemandem teilen muß. Da dies auch eine große Belastung für das Gehirn darstellen kann bei sehr vielen gleichzeitig interagierenden Innenpersonen an einem einzigen Ort, kann der sichere Ort aufgeteilt werden. Dazu werden bestimmte Gruppen von Innenpersonen, die sich vielleicht schon länger kennen oder die besonders gut miteinander auskommen oder zusammen eine Gemeinsamkeit haben (zum Beispiel, daß sie Kinder sind), an einen eigenständigen sicheren Ort gebracht, der genauso oder ganz anders aussehen kann wie der erste. Die Orte sind miteinander immer verbunden, es ist also jederzeit möglich, daß jemand aus einem Ort an den anderen geht (abgesehen von den abgeschlossenen Systemen (siehe z.B. Dunkle Personen), bei denen kontrolliert wird, wer hinaus- oder hineingehen darf). Allerdings sollten die Übergänge aus Sicherheitsgründen so gestaltet werden, daß es einige Zeit dauert, bis man von dem einen zum anderen Ort gelangt, so daß sich nicht zuviele Innenpersonen zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufhalten - das würde ja das ganze Prinzip wieder sinnlos machen. Zum Beispiel kann das eine Bahnverbindung sein, wo man erst eine Zugreise machen muß, um zum anderen System zu gelangen. Diese inneren Systeme sind jeweils für sich unabhängig von den anderen, werden eigenständig organisiert und nur die oberste Instanz oder der innere Kern sowie der Koordinator haben die Möglichkeit, jederzeit alle Systeme zu überblicken.

Weitere Details siehe unter "Gesamtsystem" und unter der Rubrik "Diverses" unter "Komplexe Systeme" und "Organisation komplexer Systeme".

Siehe auch:Alltagssystem

Integration

Bei einer Integration entscheiden sich zwei oder mehr Innenpersonen, "zusammenzugehen". Jeder behält seine Erinnerungen und alles, was ihn als Person ausmacht, aber sie bilden danach eine neue Gesamtperson, sie zählen nicht mehr als Einzelperson, denn da sie eins sind, handeln sie zusammen auch wie eins. Wie bei der Verschmelzung ist eine Integration nur möglich, wenn alle Teilnehmer der Integration sich freiwillig dazu entschließen. Eine Integration ist im Gegensatz zu der Verschmelzung nicht mehr rückgängig zu machen. Im Normalfall wollen die integrierten Personen das aber auch gar nicht.

Vorherige Seite

Nächste Seite


Dies ist eine Inhaltsseite einer mit Frames konstruierten Website, der "Multicorner", einer Hilfeseite für multiple Menschen und deren Partner, Freunde, Familie etc.

Copyright der Inhalte liegt beim Betreiber der Homepage bzw. den Einsendern der nicht selbst verfaßten Inhalte (Bilder, Gedichte, Texte etc.).

Wenn Du über eine Suchmaschine oder einen direkten Link auf diese Seite gelangt bist, kannst Du auf die Hauptseite mit diesem Link gelangen: www.multicorner.de