Hallo
Die Serie bzw. Staffel 1 läuft ja momentan auf ORF1.
Darum hab ich mir auch mal gedacht...ok jetzt bemüh dich mal und schau eine oder zwei Folgen ganz an damit du da mal mitreden kannst und deine Vorurteile dass es bockmist ist, sich bestätigen können.
Spätestens nach Auftauchen von Alter Alice wollte ich wissen wie das weitergeht und hab mir die ganzen 3 Staffeln reingezogen.
Ich hab mich bemüht keine Spoiler zu verursachen im Text, weil davon gewisse Leute ausflippen. Dennnoch kanns welche haben
Insgesamt muss ich meine Meinung revidieren. Es ist brilliant.
Staffel 1 ist eher witzig und kommt lockerflockig daher. Ein guter Einstieg. Innert kurzem war ich sicher, diese Serie ist nicht "über" sondern
für Multis gemacht!
Diese Meinung konnte sich aber nicht bis zum Ende bestätigen weil besonders Staffel 3 extrem triggern kann da sich dort Innenpersonen hart bekämpfen und ein Täterintrojekt oder wie es im Film genannt wird, Täter-Alters auftaucht. Also Staffel 3 würde ich nicht jedem empfehlen weils echt hart ist.
Trotzdem wird es genau da am realistischsten weil es den harten Inneren Konflikt darstellt zwischen Täteralters und Opferalters und dazwischen die Familie...und die "normalen" Alters...echt hart gut dargestellt!!
Auch die Unumkehrbarkeit der inneren Dynamik mit äusseren Auswirkungen wird dargestellt, wenn solche Abgründe erstmal losgetreten wurden.
Sicher ist die Serie insofern nicht realistisch, dass sich die Innenpersonen in der Realität oft nicht so stark gegen Aussen manifestieren können. Gründe dafür gibt es in deren Geschichte über entstehung und Leben.
Aber um sie in einem Film darstellen zu können ist der Weg der in der Serie gewählt wurde, doch sehr hilfreich.
Aber das brilliante ist,
wie sie dargestellt werden, denn so sind sie im Inneren. Zumindest einige, diejenigen die im Aussen Aufgaben übernehmen können. Ich würde aber behaupten, in der Realität sind diese nicht darauf bedacht sich selber darzustellen, sondern konzentrieren sich vorwiegend auf ihren Aufgabenbereich und verschwinden dann wieder.
Die meisten beteiligen sich sogar nur indirekt am Leben.
Die Schauspielerin spielt unfassbar gut. Die Gesichtsausdrücke der verschiedenen Alters bringt sie unheimlich gut rüber und wenn sie auch im Film gegen aussen so ausschaut, so sieht eine betroffene Person diese Gesicher und Körper wohl eher im inneren.
Wenn sich alle Alters so gut im Körper ausdrücken könnten wie Taras Alters, dann wäre es wohl einfach die alle zu behandeln weil man sie von aussen erkennen könnte, das ist in der Realität sicher nicht so einfach.
Was aber sehr schön dargestellt wurde ist das "individuelle Selbsterleben" der verschiedenen Alters und ihre Kommunikation mit der Umwelt, dass sie auch Beziehungen haben können und anderen Menschen etwas beibringen.
Dass sie total anders Fokussieren und stark voneinander getrennte Fähigkeiten haben.
Auch die Wechsel sind gar nicht schlecht dargestellt wenn man berücksichtigt dass so ein Film nur der Versuch sein kann, das Unsichtbare sichtbar darzustellen!
Immer wenn ein Alters oder Tara selber mit der Situation überfordert ist, emotional an seine individuellen Grenzen des ertragbaren kommt, finden Wechsel statt. Auch wenn zu viel Druck aufgebaut wird bezüglich Taras Alters oder triggernde Situationen, übernimmt ein Alters dass die Situation Rockt oder einfach das eigene ding durchzieht und somit für Entlastung sorgt im System. Sehr gut dargestellt.
Besonders die Zeitpunkte.
Es können klar nur äusserliche Wechsel dargestellt werden, es ist nicht möglich darzustellen wie das selbe Innerlich passiert und äusserlich unsichtbar bleibt, aber das liegt in der Natur der Sache dass ein Film auch Unsichtbares nicht Sichtbar machen kann.
In der ganzen Serie werden auch andere psychische Probleme dargestellt und wie sie sich auf Beziehungen auswirken. Nur wenn man gut aufpasst kriegt man das mit. Jedes Familienmitglied , ja jede Figur hat Defizite und man könnte munter Diagnosen verteilen. Speziell das macht den ganzen Film oder die Serie sehr, sehr liebenswert, (finde ich) weil es die Botschaft vermittelt, jeder hat seine Defizite, Kämpfe und Stärken im Leben.
Jeder tickt mal aus und verzweifelt an Beziehungen beinahe, der Multi reagiert mit Wechseln und versucht vieles intern zu regeln was aussen schief läuft der Uno versucht es aussen zu regeln mit den Mitmenschen.
Alle tun irgendwie das selbe, darum sollten sie dankbar sein um die Innenpersonen denn die helfen Konflikte zu lösen, sie sind nicht einfach nur Ursache von Konflikten.
Toleranz ist der Schlüssel zum Leben. Keiner kriegt was er braucht, ohne die Toleranz der anderen.
Die Konflikte der Jugendlichen Alters mit den eigenen Kindern wird teilweise auch sehr gut dargestellt finde ich. Ganz besonders aus der Sicht von Tara .
Auch in staffel 2 und besonders 3 wird gut rausgearbeitet welchen Schaden Familienmitglieder anrichten wenn sie beginnen viel Druck auszuüben auf den Multi indem besonders ihr Mann beginnt in Taras Vergangenheit nach Ursachen zu suchen um sie zu ändern schlussendlich.
Klassisch ist die Therapeutin die sich verpisst sobald es ihr zu brenzlig wird, genau da wo Tara und ihr Mann Hilfe bräuchten.
Klassisch auch der Professor der nicht an Taras Alters glaubt und ihr eintrichtern will sie bilde sich das alles nur ein und somit löst er eine Katastrophe aus und provoziert Dunkles heraus mit seinem Spiel um Macht und intellektuelle Vorherrschaft der Deutungshoheit.
Indem er beauptet Taras Innenpersonen seien sie selber, will er die verzwickte Situation beherrschen und übersieht dabei, dass die dunkeln Innenpersonen somit freie Hand bekommen im system. Die ganzen Innenpersonen sind schon zu sehr nach aussen fokussiert, dass sie innerlich noch echte Kontrolle hätten.
Em Ende zieht er den Kürzeren und wirkt ziemlich geknickt. Sehr brilliant dargestellt und ich hab darin viele Situationen erkennt die ich selber erlebt habe.
Besonders Staffel 3 hat mich persönlich hart getroffen weil es etwas darstellt was an den Kern der Sache geht. Innere Opfer und Täter Alters.
Innenkinder werden so gut wie gar nicht dargestellt und viele Innenwelten fehlen. Auch reine Beschützer hab ich keine gesehen und nochmal irgendwas und einiges.
Aber es ist unmöglich das alles bildlich darzustellen in einem Film.
Der Schluss der Serie ist ebenfalls sehr gut gemacht und wie ich finde, genau am Richtigen Ort gewählt. Die Geschichte müsste in Staffel 4 neu beginnen, weil Tara erst da in eine spezielle Therapie geht.
Es geht aber in der ganzen Geshcichte nicht darum eine Therapie darzustellen, sondern das Alltagsleben, das Leben insgesamt.
Die Therapie kann man wohl erst in 50 Jahren in einem Film darstellen, dann wenn die Therapeuten eventuell auch mal klug genug sind passende Therapien anzubieten die nicht alles noch viel schlimmer machen sondern wirklich helfen.
Mein persönliches Fazit: Wenn man grosszügig darüber hinwegschaut dass die Serie ein Versuch ist das Unsagbare und Unfassbare in Teilen bildlich darzustellen, dann ist es brilliant gelungen.
Vorsicht: Man kann sich leicht verlieben in die verschiedenen Charaktere der Unos/Multis
Besondere Vorsicht: Staffel 2 und ganz besonders Staffel 3 nur ansehen wenn man stabil genug ist!